Eine kurze Geschichte des
(Tabak-)Rauchens
Der Tabak, den wir heute rauchen
stammt also ursprünglich aus Amerika. Dort wurde er
bereits vor der Eroberung des Kontinents durch Europäer
angebaut und genutzt: An der Nordküste Südamerikas gab es
Kautabak, für den Tabakblätter mit Kalk gemischt wurden.
Auf den karibischen Inseln schnupften die Einheimischen
ein tabakhaltiges Puder und im Guyana-Gebiet schätzen die
Menschen einen Sud aus verkochtem Tabak. Sie reichten ihn
bei Initiationsbräuchen und verwendeten ihn zur
medizinischen Versorgung von Hautverletzungen.
Die Zigarette wurde vor Columbus
erfunden
Sogar Vorläufer von Zigarren und
Zigaretten gab es im vorkolonialen Amerika. In Brasilien
und der Karibik umwickelte man zusammengerollte
Tabakblätter oder füllte die Blätter zerkleinert in
Schilfröhrchen, um sie zu rauchen. Die Verwendung solcher
Pfeifen ist dagegen wohl die bekannteste Variante
historischen Tabakkonsums.
Mit den Matrosen ging es nach
Europa
Am 12. Oktober 1492 landete der in
Genua geborene und von Isabella von Kastilien und
Ferdinand von Aragon finanzierte Seefahrer Christoph
Columbus mit seiner Expedition auf den Bahamas – er und
seine Mitstreiter waren damit wahrscheinlich die ersten
Europäer, die die Tabakpflanze kennenlernten. In seinem
Logbuch beschreibt er, wie einige Inselbewohner den
Europäern Tabakblätter angeboten haben, mit denen Columbus
aber zunächst nichts anzufangen wusste. Erst als zwei
seiner Begleiter (Luis de Torres und Rodrigo de Xeres)
beobachteten, wie die Bewohner sich die angezündeten
Blätter an den Mund legten und den Rauch inhalierten, war
klar, wozu die Blätter gedacht waren. Wenig später lernten
spanische Eroberer an der Küste Venezuelas den Tabak zu
kauen und um 1500 erfuhr der Portugiese Pedro Álvares
Cabral vom Pfeiferauchen.
Über die Matrosen, die anschließend
zwischen Europa und Amerika hin- und her reisten kam der
Tabak schlussendlich in süd- und westeuropäische Häfen und
von dort aus in die ganze Welt. Tabak wurde rasch zu einem
bedeutenden und zunächst teuren Handelsgut. Mit der Zeit
wurde der Rauchgenuss aber für alle Gesellschaftsschichten
erschwinglich, nicht zuletzt, weil sich das Kraut mit Laub
strecken ließ und mit der Zeit auch in Europa angebaut
wurde.
Christoph Columbus ist an allem
schuld!
Am 12. Oktober 1492 entdeckte der
Seefahrer Christoph Kolumbus bekanntermaßen aus Versehen
– er war auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien –
Amerika. Dabei entdeckte der in Genua geborene Seefahrer
nicht nur die Neue Welt, sondern kurz darauf auch den
Tabak. Am 17. Oktober 1492 betrat Kolumbus eine andere,
vermeintlich größere Insel, der er den Namen Juana gab.
Später wurde sie Ferdinanda und letztlich Kuba genannt.
In seinem Bordbuch hielt Kolumbus fest, dass zwei seiner
Begleiter (Luis de Torres und Rodrigo de Xeres) bei der
Erforschung der Insel eine große Anzahl indigene
Bewohner antrafen, die „mit einer kleinen glimmenden
Stange aus einem Kraut herumwandern, dessen Rauch sie
einatmen, wie es ihr Brauch ist“.
Jeder große Seefahrer und jeder
Expeditionsführer beanspruchte die Erstentdeckung des
Tabaks für sich, jedoch haben Kolumbus und seine Leute
im Laufe seiner vier Reisen von 1492 bis 1504 mit San
Salvador, Kuba, Haiti, Guadeloupe, Puerto Rico, Jamaika,
Venezuela, Kolumbien und Honduras Gebiete erforscht, in
denen es tatsächlich Tabak gab. Dennoch besprechen
bestimmte Historiker die Entdeckung des Tabaks dem Mönch
Ramon Pane zu, der Kolumbus auf seiner zweiten
Westindienreise begleitete und der auf Haiti Eingeborene
beim Rauchen beobachtet haben soll.
Auch der florentinische Seefahrer
Amerigo Vespucci, nach dem Amerika benannt wurde und im
Dienste Spaniens und Portugals vier Seereisen nach dem
neuen Kontinent unternahm, behauptete, den Tabak
entdeckt zu haben. Ebenso gilt der Portugiese Fernao de
Magalhaes (Magellan), der im Jahre 1519 zu einer
Weltumsegelung aufbrach und nie zurückkehrte, als
möglicher Entdecker des Kontinents.
Der Tabak kommt nach Europa
Im 16. Jahrhundert führten
spanische, holländische, portugiesische und englische
Seeleute den Tabak nach Europa ein. Zunächst breitete
sich der Tabakkonsum in den nord- und westeuropäischen
Ländern aus, die einen direkten Zugang zur Küste haben.
In Deutschland kam der Tabakkonsum letztlich im frühen
17. Jahrhundert an und schnell entdeckten viele Menschen
ihre Liebe zum Tabak – wie in ganz Europa. Es liegen
keine genauen Daten vor, aber spätestens 1750 hatte sich
der Tabak als Konsumartikel in Deutschland in weiten
Kreisen der gehobenen Gesellschaft etabliert.
Es
sind zahlreiche Ursachen für die schnelle Ausbreitung
von Tabak auszumachen: Er war nicht nur
vergleichsweise günstig, insbesondere als die einfach
anzubauende Pflanze schließlich auch in Europa
kultiviert wurde, man konnte ihn zur Not auch mit
verschiedenen Zusatzstoffen, etwa getrocknetem Laub,
strecken. Damit hatten wenig später auch untere
soziale Schichten Zugriff auf Tabak, auch wenn dieser
meistens von minderer Qualität war. Ein weiterer
Vorteil für die niederen Schichten der Gesellschaft
war die Wirkung des Tabaks als Appetitzügler. Demnach
war der Tabak im bäuerlichen Stand, der im 18.
Jahrhundert noch für drei Viertel der Bevölkerung
stand, besonders beliebt. Ebenfalls trugen die großen
Kriege der frühen Neuzeit, beispielsweise der
Dreißigjährige Krieg und die Napoleonischen Kriege
durch das Beispiel der Soldaten wesentlich zur
Verbreitung des Tabakrauchens bei.
Der Tabak als Heilmittel
Führende Mediziner der
westeuropäischen Kultur waren damals der Auffassung,
dass Tabak ein wirksames Heilmittel darstellt. Sie
begründeten die gesundheitsfördernde Wirkung des Tabaks
mit der zur frühen Neuzeit noch allgemein gültigen
Vier-Säfte-Lehre nach Gallen und Hippokrates. Demnach
ergab sich die Gesundheit des Menschen durch ein
ausgewogenes Verhältnis der Säfte Schleim, Blut und
schwarze und gelbe Galle im menschlichen Organismus. Es
galt die Ansicht, dass der heiße und trockene Tabakrauch
überflüssigen Schleim im Blutkreislauf austrocknen
konnte, was allerlei nützliche Folgewirkungen bedingen
sollte – zum Beispiel die Stärkung des Herzens oder die
Linderung von Menstruationsbeschwerden.
Tabak in der Neuzeit
Arbeiterinnen der Tabakmanufakturen
wickelten Tabakreste der Zigarrenproduktion in Papier,
um sie nicht zu verschwenden. Diese „papelitos“
genannten Mini-Zigarren wurden ab dem 18. Jahrhundert in
Mexiko-Stadt verkauft und kamen Anfang des 19.
Jahrhunderts über Spanien nach Frankreich. Dort bekam
die Zigarette ihren heutigen Namen: Cigarette ist die
französische Verkleinerungsform von cigare (Zigarre). Im
Osmanischen Reich sowie in Russland war sie ebenfalls
beliebt. Weil dort ein milderer als der europäische oder
amerikanische Tabak angepflanzt wurde, schmeckten die
Zigaretten vielen Konsumenten besser.
Weimarer Republik – der
endgültige Siegeszug der Zigarette
Lag zu Beginn der Weimarer Republik
in Deutschland der althergebrachte Konsum von Rauchtabak
in der Pfeife im Vergleich zu den Zigaretten noch mit 31
Prozent zu 25,2 Prozent vorne, hatten 1936 die
Zigaretten mit 35,5 Prozent Verbrauchsanteil die
Rauchtabake mit 25 Prozent Marktanteil bereits überholt.
Dass sich die Zigarette in der Moderne so rasch
ausbreiten konnte, liegt besonders daran, dass das
Rauchtempo der Zigarette an das allgemein stark
beschleunigte Tempo der Moderne (Arbeit, Essen, Reisen)
angeglichen war. Die Zigarette war ideal mit der neuen
Arbeitswelt der Moderne vereinbar, während das Rauchen
von Pfeife, allein aufgrund der langen Vorbereitung der
Rauchutensilien, erheblich mehr Zeit in Anspruch nahm.
Aber warum raucht man heute?
Warum wir im 21. Jahrhundert immer
noch rauchen ist natürlich weniger spiritueller Natur.
Aber es ist nicht allein das Nikotin, das am Rauchen
festhalten lässt, es gibt weitere Gründe.
Rauchen als Mittel der Entspannung
Für viele Menschen ist Rauchen ein
Mittel zur Entspannung. Ist die Arbeit stressig oder der
Alltag zu hektisch, hilft ihnen eine Zigarette darüber
hinweg. Manche stimmen sich auf den Tag ein, indem sie
morgens rauchen, vor dem Frühstück oder einer Tasse
Kaffee. Bei Ärger oder Langeweile dient das Rauchen als
Mittel zur Ablenkung und hilft die Gedanken besser treiben
zu lassen. Und eine Pfeife am Abend gehört nicht nur zur
klassischen Ausstattung von Cartoon-Seemännern, sondern
bringt den Abend nach einem langen Tag entspannt zum
Ausklingen.
Für die kleine Pause zwischendurch
Regelmäßige, selbst kleine Pausen bei
der Arbeit sind für die Leistungsfähigkeit und
Konzentration unerlässlich, das steht fest. Wahrscheinlich
ist deswegen die Raucherpause zu einem festen Bestandteil
der Arbeitskultur geworden. Wenn der Kopf im Büro schwer
wie Blei wird verschafft die Raucherpause die nötige
Auszeit.
Genuss
und Nostalgie in einem Atemzug
Insbesondere Zigarrenliebhaber
berichten gern davon, was für ein Hochgenuss das Rauchen
sein kann. Gourmets des blauen Dunstes erkennen Aromen von
Kaffee, Kakao, Zimt oder verschiedener Nussorten. Sogar
die Süße reifer Schwarzkirschen und Anis schmecken sie
heraus.
Vor allem ältere Leute verbinden das
Rauchen mit schönen Erinnerungen an die gute alte Zeit.
Rauchen umgibt früher wie heute ein Flair von Freiheit,
Rebellion und Berühmtheit. Viele Hollywood-Filme, die in
den 50er bis 90er Jahren entstanden vermittelten genau das
ihrem Publikum in einem Paket. Und selbst Vorbilder aus
den großen Sozialbewegungen und Politik waren oft mit
einem Glimmstängel zu sehen. Kein Wunder also, dass einen
der Zug an der Zigarette ins Schwelgen bringen kann.
Bedeutet der schlechte Ruf des
Rauchens das Ende der 'Rauchkultur'?
Mittlerweile sind die negativen
Folgen des Tabakrauchens allgemein bekannt und der
Gesetzgeber plant weitere Einschränkungen für die
Tabakindustrie, wie dem kommenden, kompletten Werbeverbot
für Tabakwaren. Neben der Verbannung des Rauches aus
Gaststätten und Restaurants, den strengeren Auflagen im
Verkauf sowie höheren Preisen muss wohl früher oder später
auch sämtliche noch so kleine Werbung dran glauben. Immer
wieder fordern Verbände ein Verbot des Tabakkonsums.