Hallo und willkommen zu unserer heutigen Vertiefung. Stell dir mal vor, bestimmte menschliche Eigenheiten, oft als Störung abgetan, Autismus zum Beispiel, wären vielleicht gar keine Fehler, sondern eine Art Korrektiv. Ein Mechanismus, vielleicht sogar von Gaia, also unserem Planeten als Gesamtsystem, um uns als Spezies wieder auf Kurs zu bringen. Genau das ist die Idee. Wir schauen uns heute nämlich Texte an, die genau diese ziemlich kühne These aufwerfen, basierend auf einer fiktiven wissenschaftlichen Arbeit und den Analysen dazu. Genau, die Argumentation dahinter ist, dass Neurodiversität, also diese natürliche Bandbreite im Denken und Fühlen und speziell autistische Züge, vielleicht eine notwendige Antwort auf Fehlentwicklungen in unserer Zivilisation sein könnten. Eine Art Regulativ, sagst du. Ja, ein Regulativ gegen dieses kurzfristige Denken, gegen Empathiemangel, gerade auch in Machtpositionen. Lass uns das mal ein bisschen auseinandernehmen. Okay, lass uns da direkt reinspringen. Die Texte beschreiben den Homo sapiens ja historisch als ziemlich zwiegespalten. Einerseits kooperativ, klar, aber andererseits auch aggressiv und sehr stark im Ausgrenzen von allem, was anders ist. Das zieht sich ja durch, oder? Von den Neandertalern über indigene Völker bis heute eben zu neurodivergenten Menschen immer dieses Muster. Normieren, anpassen, verdrängen. Ja, und die Kritik in den Quellen zielt da ganz klar auf unsere moderne Gesellschaft. Alles auf kurzfristigen Profit getrimmt, auf Oberflächlichkeit, Konformität. Das wird als echtes systemisches Risiko gesehen. Vor allem in Führungsetagen. Vor allem da, ja. Wenn da Persönlichkeitsmerkmale dominieren, die, sagen wir mal, Empathie und Langfristdenken nicht gerade fördern. Und diese ganze Erfindung der Normalität, wie es genannt wird, die dient dann quasi als Kontrollinstrument. Und schadet am Ende vielleicht unsere Anpassungsfähigkeit als Ganzes. Genau das ist der Punkt. Okay, und wie genau stellen sich die Texte dann diesem Korrektivmechanismus vor? Da kommt ja dann diese Gaia-Hypothese ins Spiel. Die Erde als selbst regulierendes System. Aber wie soll das gehen? Fördert Gaia bewusst Neurodiversität? Naja, bewusst ist vielleicht zu vermenschlicht. Die These ist eher, Gaia als komplexes, lebendiges System verstanden, reagiert auf Bedrohungen, also auch auf unsere destruktiven Tendenzen, mit evolutionären Antworten. Und Neurodiversität wäre so eine Antwort? Genau. Autistische Züge, starkes Gerechtigkeitsgefühl, Systemdenken, oft hohe ökologische Sensibilität, Wahrhaftigkeit, die werden hier als möglicher Gegenpol interpretiert. Als Eigenschaften, die für das Überleben des Gesamtsystems ja nützlich sein könnten. Das ist schon faszinierend. Gleichzeitig zeigen die Quellen ja aber auch eine ziemlich harte Realität auf. Dieses Potenzial scheint ja massiv unterdrückt zu werden. Ja, und das wird auch scharf kritisiert. Methoden wie ABA, also Applied Behavior Analysis, werden da als schädliche Dressur zur Anpassung bezeichnet. Dressur, wow. Ja, eine Studie wird zitiert, die nahelegt, dass 46 % der Betroffenen danach Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung entwickeln. Das muss man sich mal vorstellen. 46 %, das ist ja heftig. Und dann kommt noch diese extrem hohe Arbeitslosenquote dazu. Bei Autisten in der EU teilweise über 90 %. Das zeigt doch, wie massiv die strukturelle Ausgrenzung ist und wie dieses potenzielle Korrektiv einfach brach liegt. Vergeudet wird quasi. Genau. Die Texte gehen ja sogar noch weiter. Sie stellen verschiedene Ethiksysteme gegenüber. Was hat es denn damit auf sich? Sie machen einen Kontrast auf. Auf der einen Seite eine neurotypische Ethik, die als eher sozialkonform und kontextabhängig beschrieben wird. Und auf der anderen Seite eine autistische Ethik. Und wie ist die charakterisiert? Als prinzipienbasiert, systemlogisch, sehr wahrheitsorientiert. Und da wird dann die Frage in den Raum gestellt, ob diese autistische Ethik nicht besser geeignet wäre, um mit unseren komplexen globalen Krisen umzugehen. Also Klimawandel, soziale Ungleichheit. Genau. Weil sie eben weniger anfällig sei für, sagen wir mal, kurzfristige soziale Kompromisse, die dann aber langfristig das System gefährden. Das würde ja bedeuten, wir müssten eigentlich aufhören, immer nur Anpassung an bestehende, vielleicht ja fehlerhofte Systeme zu fordern. Richtig. Und stattdessen fragen, was können wir von dieser anderen Art zu denken lernen, um unsere eigenen Systeme, Wirtschaft, Politik, unser Verhältnis zur Umwelt vielleicht ganz neu zu gestalten. Genau darum geht es. Und das führt dann zur radikalsten Idee in diesen Texten. Die eines Homo sapiens 2.0. Oder sie nennen es auch Homoresonanz. Homoresonanz. Ja, als eine mögliche evolutionäre Weiterentwicklung, die stärker durch solche neurodivergenten Merkmale geprägt ist. Ein Mensch, der weniger auf Dominanz über das System setzt, sondern mehr auf Resonanz mit dem System. Das wäre natürlich ein kompletter Paradigmenwechsel. Absolut. Weg von der Pathologisierung, hin zu Potentialerkennung. Nicht mehr fragen, was ist falsch, sondern welche Funktion könnte das erfüllen? Also eine wirklich provokante Idee aus diesen Texten, über die man nachdenken muss. Was, wenn Autismus und andere Formen der Neurodivergenz keine Bugs sind? Keine Fehler im System? Sondern Features. Sondern notwendige Updates, genau. Vielleicht sogar von Gaia selbst angestoßen, um uns als Spezies widerstandsfähiger, vielleicht sogar weiser zu machen. Ein Korrektiv eben, um destruktive Muster zu durchbrechen. Und das wirft dann eine letzte Frage auf, die du ja mal mitnehmen kannst. Wie würde sich denn unsere Herangehensweise an die großen Probleme, Klimakrise, soziale Ungerechtigkeit, wie würde die sich ändern, wenn wir diese andere Logik nicht nur, naja, tolerieren würden, sondern sie aktiv einbeziehen würden. In unsere Entscheidungen, in unsere Lösungsfindungen. Als einen möglichen Weg weg von der Dominanz, hin zur Resonanz. Mit unserem Planeten und auch miteinander. Bis zur nächsten Vertiefung.