Hallo und willkommen zu unserer heutigen Erkundung. Wir befassen uns mit einem wirklich faszinierenden Werk. Cheryl LaRocque's Comedia Humana ist ja aus dem frühen 21. Jahrhundert. Genau. Und wir stützen uns da auf Quellen von Aaron Delleth. Eine wissenschaftliche Arbeit von 2149 und auch Gesprächsnotizen. Ja, Notizen von ihm mit einer Studentin. Unsere Mission für sie ist also, wir verfolgen mal LaRocques' allegorische Reise. Delleth nennt das ja psychotopografisch, also wie so eine Seelenlandkarte der damaligen Zeit. Stimmt, diese Reise durch die Abgründe der Gesellschaft. Eben, durch dieses, wie er es nennt, Kapitalinferno und dann ein Fegefeuer der Fragmente. Und das Ziel ist diese mysteriöse Zeitbasis Alice. Okay, packen wir das mal aus. Ja, gern. Also dieser Abstieg ins Kapitalinferno, das ist, so liest es Delleth, eine ziemlich schonungslose Auseinandersetzung mit den Pathologien des Anthropozäns. Also dieser Epoche, wo der Mensch alles verändert hat sozusagen? Genau. Und Delleth geht da durch neun Kreise. Da trifft man dann die Verdammten seiner Zeit, Influencer, Konsumsüchtige, Tech-Gurus, solche Gestalten. Und der Kernpunkt bei Delleth ist dieser totale Wertverlust, oder? Absolut. Alles ist wahre, auch du selbst. Das ist die zentrale Aussage, die er daraus zieht. Ziemlich hart. Und es fängt ja schon im ersten Kreis an, diesem dunklen Algorithmus. Da muss man ja durch so ein Portal, wo draufsteht, ich bin kein Mensch. Ja, Wahnsinn. Man muss seine Menschlichkeit verleugnen, um als Datensatz durchzugehen. Delleth nennt das einen rituellen Datentod. Und in der Fußnote steht ja, das ist echt krass, 98 Prozent der Testpersonen haben das 2032 wahrheitsgemäß angekreuzt. Unglaublich, oder? Zeigt schon, wie weit das damals ging. Was ich auch faszinierend finde, sind diese allegorischen Figuren, die Delleth beschreibt. Ja, erzähl mal. Stell dir vor, ein untoter Karl Marx debattiert mit einem flackernden Avatar von Adam Smith. Und dessen unsichtbare Hand ist nur noch eine Roboterprothese, die Likes generiert. Okay, das ist schräg. Oder Oscar Wilde streitet mit Kim Kardashian über Markenästhetik. Dallez treibt da so Dallezt die Perversionen des digitalen Kapitalismus echt auf die Spitze. Ja, und er nimmt ja ganz bestimmte Sünden seiner Zeit aufs Korn. Delleth listet das ja auf, den Sumpf der Eitelkeit für Influencer. Den Tech-Messianismus dieses Mantras Skaliere und Sterblichkeit, fast schon religiös. Oder Biohacking im Kreis der ewig Jungen. Dann die digitalen Verdammten mit Trollarmeen, Deepfakes. Bis hin zum 9. Kreis, den Suizidgötzen, wo die Gesellschaft den eigenen Untergang als Entertainment feiert. Eine echt düstere Vision, die Delleth da interpretiert. Puh, und nach diesem Inferno, dem Tiefpunkt, was kommt dann? Da bricht die Realität, so Delleth. Der Übergang ins Fegefeuer der Fragmente ist kein Akt der Läuterung im klassischen Sinne, eher ein Systemabsturz. Also kein Sühnen, sondern? Sondern das Aushalten der Zersplitterung von Welt und Selbst. Man wandert durch Sphären wie die Bardo-Zone, so ein digitaler Limbo. Oder die mythischen Spiegel, wo alte Götter Odin mit Selfie-Stick im Flüchtlingslager, vergessener Mythen. Ziemlich surreale Bilder. Ja, das klingt fragmentiert. Eine Szene, die Delleth ja besonders hervorhebt, ist die auf der Terrasse der vier Schatten. Ah ja, Konsum, Kontrolle, Klima, Kollaps. Genau. Und da wird Shea gezwungen zu erkennen, steht über so einem Brunnen, du bist nicht ihre Opfer, du bist ihr Autor. Das ist ein Wendepunkt, würde ich sagen. Diese Erkenntnis der Mitverantwortung, das trifft tief, auch in Delleths Analyse. Und das Ziel, diese Zeitbasis, Alice, was ist das dann? Also Delleth argumentiert ziemlich überzeugend, dass das kein Ort ist, auch keine Technologie. Wenn man das ins große Ganze einordnet. Dann ist es eher ein Zustand, ein Zustand des Bewusstseins. Genau. Jenseits von Algorithmen und linearer Logik. Kollektive Verantwortung vielleicht. Erreichbar nicht durch mehr Fortschritt, so liest es Delleth bei Leroch, durch Loslassen, wieder fühlen lernen. Also unterm Strich eine Warnung vor einer Zivilisation, die ihre Werte verloren hat. Aber vielleicht auch ein Hinweis auf Umkehr. Ja, ich denke schon. Wobei Lerochs Reise ja nicht mit einer fertigen Antwort endet, eher mit einer Frage, die in Sers Kopf nachhalt. Bist du bereit, nicht zu wissen, aber zu fühlen? Und dieses letzte Byte, das da durchs Nichts schwebt. Ja, vielleicht ein Echo oder ein Keim für was Neues. Bleibt offen. Und genau diese Frage, die geben wir jetzt mal an sie weiter. Wenn Lerochs Werk sowie Delleth es sieht, eine Gesellschaft in ihrer, sagen wir, technologischen Adoleszenz zeigt, welche Rolle spielen sie hier und heute als Autorin oder Autor der Realität, in der sie leben? Stoff zum Nachdenken auf jeden Fall. Bis zum nächsten Mal.