Gut, steigen wir direkt ein in die Unterlagen, die Sie uns geschickt haben. Es geht um ein Thema, das ja gerade ziemlich heiß diskutiert wird. Künstliche Intelligenz, die Arbeitswelt und wie Gewerkschaften damit umgehen müssen. Ja, genau. Ganz aktuell der Konflikt bei TikTok hier in Berlin. Da sollen ja Content-Moderatorinnen und Moderatoren durch KI ersetzt werden. Das wirft, na ja, grundlegende Fragen auf. Absolut. Und Ihre Quellen zeigen ja, es geht um viel mehr als nur den Verlust von traditionellen Jobs. KI schafft eben auch neue Arbeit, aber oft unter sehr prekären Bedingungen. Denken Sie nur an Klickarbeit oder das Trainieren von Algorithmen. Stimmt. Das verschärft soziale Ungleichheiten, ganz klar. Der TikTok-Fall bringt das auf den Punkt. Die Betroffenen sagen ja selbst, und das ist bezeichnend, wir haben eure Maschinen trainiert, beteilt uns gefälligst, was wir verdienen? Puh, ja. Das zeigt doch die Dringlichkeit für Gewerkschaften, hier Antworten zu finden, die über das Bisherige hinausgehen. Okay, packen wir das mal aus, unsere Aufgabe heute. Wir schauen mal genauer rein, was Ihre Analysen und Strategiepapiere sagen, warum dieser technologische Wandel eine radikale Neuausrichtung der Gewerkschaften fordert. Richtig. Es geht im Kern darum, wie Gewerkschaften in dieser neuen Ära überhaupt relevant bleiben und Zukunft mitgestalten können. Genau. Der Fall TikTok zeigt die Probleme ja sehr plastisch. Leute verlieren ihre Jobs, klar. Gleichzeitig gibt es massive Bedenken wegen der Qualität, oder? Absolut. Eine Quelle zitiert ja Verdi mit der Warnung, KI könne unangemessene Inhalte nicht ausreichend erkennen. Das ist ein Riesenproblem. Und ein Politiker wird sogar noch deutlicher, das fand ich krass, KI ist nicht intelligent, KI ist dumm. Harte Worte. Ja, und weiter. Wenn niemand mehr auf Entscheidungen draufschaut, dann wird das Netz zur Hölle. Also die menschliche Komponente, die Kontrolle, scheint irgendwie unverzichtbar. Und das ist ja kein Einzelfall, wie Sie sagen. Die Quellen beschreiben eine generelle Tendenz zur Präkarisierung, also unsichere, oft schlecht bezahlte Jobs. Genau. Gerade durch neue Formen wie Plattformarbeit. Leute, die über Apps Kleinstaufträge erledigen, oft ohne jede soziale Absicherung. Das stellt die traditionelle Gewerkschaftsarbeit lange fokussiert auf feste Kernbelegsaften vor eine echte Zerreißprobe. Das heißt, nur für die Stammbelegschaft zu kämpfen, das reicht einfach nicht mehr. Eben, das reicht nicht mehr. Das ist ein entscheidender Punkt. Zwingt ja zum Umdenken. Und hier wird es jetzt, finde ich, wirklich interessant. Die Texte fordern nicht weniger als einen fundamentalen Wandel. Gewerkschaften sollen weg vom reinen Verteidigen hin zu proaktiven Gestalter werden. Gestalter von Wirtschaft und Gesellschaft. Was heißt das denn konkret laut den Papieren? Ja, es bedeutet ein viel umfassenderes Mandat. Erstens, man muss diesen klassischen Begriff Produktionsfaktor Arbeit neu und viel breiter fassen. Es geht um den Menschen in seiner Gesamtheit. Also auch Erwerbslose mitdenken, Leute in Pflegearbeit, Studierende, die vielen Prekärbeschäftigten, alle mit einbeziehen. Gewerkschaften sollen Übergänge im Erwerbsleben begleiten, Brücken bauen, Perspektiven für alle schaffen. Den Menschen also ganzheitlich sehen, nicht nur als Arbeitskraft. Aber die Quellen gehen ja noch einen Schritt weiter, der mich überrascht hat. Die beziehen einen ganz anderen Faktor mit ein. Genau, und das ist wohl die radikalste Neuerung, die Integration des Produktionsfaktors Boden, also Natur und Umwelt. Umwelt, okay. Ja, die Kernaussage dahinter, ohne gesunde Umwelt keine Arbeit. Das ist schon ein Paradigmenwechsel. Es geht um eine sozialökologische Transformation, oft Just Transition genannt. Just Transition, habe ich gelesen. Genau, also der Übergang zu einer grünen Wirtschaft, aber eben sozial gerecht gestaltet. Niemanden zurücklassen, gerade auch Beschäftigte in alten Industrien. Gewerkschaften werden sozusagen zu Anwälten unserer Lebensgrundlagen. Das stellt ja die alte Logik Wachstum um jeden Preis komplett in Frage. Zielt auf eine Art Gemeinwohlökonomie. Aber wie passt das dann zum Kapital? Da muss es doch knirschen. Das führt unweigerlich zu einem Widerstreit mit dem Produktionsfaktor Kapital, so heißt es in den Texten. Es wird eine stärkere demokratische Kontrolle gefordert über Kapital und vor allem über Technologie. Demokratische Kontrolle? Ja, und einige Quellen bringen hier sogar den Begriff Vergesellschaftung ins Spiel. Also die Idee, zentrale KI-Infrastrukturen als systemrelevant anzusehen. Systemrelevant, wie Banken quasi. Sozusagen. Und sie unter öffentliche, demokratische Kontrolle zu stellen. Nicht nur dem Profitinteresse weniger Großkonzerne überlassen. Die Grundfrage ist doch, wem dient die Technologie? Dem Profit oder dem Gemeinwohl? Eine mächtige Forderung, Vergesellschaftung von KI. Und wie soll diese Gegenmacht denn organisiert werden? Wie soll man sowas durchsetzen? Die Quellen sprechen ja von einer Demokratisierungsoffensive. Durch breite gesellschaftliche Bündnisse. Die Idee ist, dass Gewerkschaften sich zusammentun. Mit Kirchen, Sozialverbänden, zivilgesellschaftlichen Bewegungen. Fridays for Future wird da explizit genannt. Ah, interessant. Sie sollen gemeinsam eine Art vierte Säule der Gewaltenteilung bilden. Ein moralisches und praktisches Korrektiv zur reinen Macht des Kapitals und vielleicht auch des Staates. Etwas, das die Demokratie stärkt und, na ja, vitalisiert. Okay, fassen wir das mal zusammen, was das für Sie bedeutet, die Sie uns zuhören. Die Kernaussage Ihrer Quellen ist ziemlich deutlich. Die Wucht von KI und Digitalisierung zwingt die Gewerkschaften, sich neu zu erfinden. Ja, absolut. Sie müssen von reinen Interessensvertretern, von Verteidigern des Status quo, zu strategischen Architekten einer Zukunft werden, die gerechter und nachhaltiger ist. Mit dem Menschen in seiner Ganzheit und den natürlichen Lebensgrundlagen im Zentrum. Genau darum geht es. Wem dient der Fortschritt? Das ist die Kernfrage. Soll Technologie nur Profite maximieren, koste es Menschen und Natur, was es wolle? Oder soll sie dem Gemeinwohl dienen, der ökologischen Nachhaltigkeit? Ja. Die Papiere argumentieren da unmissverständlich für Letzteres und sehen darin die zentrale Zukunftsaufgabe für Gewerkschaften. Die Gestaltung einer sozial und ökologisch gerechten Transformation. Bleibt eine letzte Frage, die in den Quellen so mitschwingt und über die Sie vielleicht noch nachdenken möchten. Wenn KI, wie dieses eine Zitat meinte, ohne menschliche Führung und Verantwortung dumm bleibt, wie stellen wir denn als Gesellschaft sicher, dass wir diese unglaublich mächtige Technologie tatsächlich klug nutzen? Ja, ethisch verantwortlich. Genau, ethisch verantwortlich und im Sinne des Gemeinwohls. Wie verhindern wir, dass sie zum Werkzeug kurzsichtiger Einzelinteressen wird? Das ist wohl die große Herausforderung.